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1. Heimatkundliches Lesebuch - S. 186

1912 - Danzig : Kasemann
186 mehr lebend in Westpreußen gefunden wird. — Ob sie jemals bei uns ein- heimisch gewesen isst muß in Frage gestellt werden. Wahrscheinlich war sie in jener Epoche (ebenso wie in der Schweiz) eine Kulturpflanze, die als be- gehrtes Nahrungsmittel in ausgedehntem Maßstabe angebaut wurde. Nach der Litorinazeit setzte eine Hebung des Ostseegebietes ein, die in Skandinavien noch fortschreitet. Dadurch wurde bewirkt, daß sich in den Meeresstraßen,. die die Nordsee mit der Ostsee zur Litorinazeit verbanden und das Eindringen eines salzreichen Unterstromes verursachten, durch Boden- hebung die Salzzuführung verminderte. Durch den Eintritt der großen Flüsse mußte nun eine Aussüßnng des Ostseebeckens erfolgen H. Mit den salzliebenden Tieren (Mollusken u. a.) verschwand auch eine Anzahl vom höheren Salzgehalt abhängiger Meerespflanzen, die sich nach der Nordsee zurückzogen. Auch in der Folgezeit gab es keinen Stillstand in der Entwicklung unseres heimischen Pflanzenlebens. Die unsere Kulturgewächse begleitenden Pflanzen (wie Kornrade, Klatschmohn, Kornblume u. a.) haben sich damals verbreitet, als der Mensch begann Landwirtschaft zu betreiben. Sie alle würden in kurzer Zeit verschwinden, wenn die Kultur gänzlich aufhörte^). — Neue Glieder erhielt die Provinz durch den Strom zugeführt — die Stromtalpflanzen: ukrainischer Ampfers, Besen-Beifuß4), Ufer-Schilfs), habichtskrautblättriger Schotendotterh, filzige Pestwurz H, Hopfenseide8) u. a. Andere Arten wanderten in geschichtlicher Zeit ein, indem sie sich auf natür- lichem Wege von benachbarten Gebieten aus verbreiteten oder der Mensch sich bewnßt oder unbewußt in den Dienst ihrer Ausbreitung stellte — und in unsern Tagen wird der heimische Blumenteppich mehr beeinflußt denn je: Der gesteigerte Verkehr und die ausgedehnte Bodenbewirtschaftung führen uns aus den entlegensten Weltteilen neue Arten zu, die von dem Pflanzen- kenner der sogenannten Adventivflora beigestellt werden. Weftpreusiens Pflanzenwelt ist eine Mischflora, die Glieder aus den verschiedensten Epochen aufweist: ehrwürdige Zeugen der Glacialzeit in tiefgründigen Mooren, liebliche Kinder der Steppe auf sonnigen Flußhängen und bebuschten Kuppen, anziehende Gestalten der atlantischen Gefilde in träumerischen Heidseench und auf feuchten Küstenmooren10), Begleiter des Menschen auf Äckern und an Wegen, neue Ankömmlinge aus Amerika und Asien, ans den Mittelmeerländern und den südosteuropäischen Gebieten an kiesigen Bahndämmen und verkehrsreichen Straßen. Nur scheinbar herrscht in dieser bunten Pflanzengemeinschaft ein friedliches Zusammenleben; auch hier spielt sich ein Kampf, ein stilles aber darum nicht minder folgenschweres Ringen um Sein oder Nichtsein ab, das hier vernichtet und dort zur Herrschaft verhilft. Hans Preuß. i) Nach dem Vorherrschen einer Schnecke, der Mya arenaria, in der Molluskenfauna unserer jetzigen Ostsee, heißt dieser Abschnitt — feie Mya-^cit. 2) Vgl. H. Preuß, Fremd- linge im heimischen Pflanzenkleide. 3) Rumex ucranicus. 4) Artemisia scoparia. 5) Cala- magrostis litorea. 6) Erysimum hieraciifolium. 7) Petasites tomentosus. 8) Cuscuta lupuliformis, 9) Lobelia dortmanna, Potamogetón poligoniifolius (Kr. Putzig) usw. 10) Myrica gale, Erica tetralix u. a.

2. Heimatkundliches Lesebuch - S. 142

1912 - Danzig : Kasemann
142 Goldammer ihr trübseliges Lied spinnt, machen einen kümmerlichen, wind- zerzausten Eindruck. Man tut am besten, dieses Gebiet zur Herbstzeit zu durchwandern, wenn die helle Luft die Bergkonturen in fast durchgeistigter Klarheit hervortreten läßt und der Wanderer nach Belieben rechts und links vom Wege über die Stoppeln schreiten kann, um hier einen Berg zu ersteigen, dort eine Schlucht zu entdecken. An solchen klaren Herbsttagen entbehrt auch diese Gegend nicht einer eigentümlichen, wehmütigen Poesie, die den einsamen Wanderer bald in stille Gedanken versenkt und ihm den ganzen weltfremden Zauber der Heide vergegenwärtigt. Neben den früher erwähnten Waldbäumen, der Kiefer vor allen, ist die Eberesche der Charakterbaum Pommerellens. Selten nur findet man ebenmäßig gewachsene Bäume, aber, so krumm und verwachsen sie auch sein mögen, immer sind sie im höchsten Grade malerisch. Wenn sie zur Herbstzeit im Schmucke ihrer roten Beeren dastehen, machen sie einen geradezu süd- lichen Eindruck und bilden einen eigenartigen Gegensatz zu den schlichten Hütten, die sie beschatten, den naturwüchsigen Kaschubenkindern, die unter ihnen spielen. Durchschreiten wir die öle Seenplatte von Ost nach West, so kommen wir zu dem wieder dichter mit Wald bestandenen Zentrum der pommerellischen Höhe, die das System der Schönberge überragt. Der Blick vom Dorfe Ostritz ans den Turmberg gehört zu den schönsten Fernsichtcn Pomme- rellens. Bis zum plätschernden Strande dehnen sich schattige Buchenhänge. Vom andern Ufer grüßt der Laubwald der Vorberge, und hinter ihnen erhebt sich im blauschwarzen Farbtone der Kiefernwälder die Kuppe des 331 m hohen Turmberges, der den Spiegel des Sees um ungefähr 180 ,» überragt. (Vgl. Abb. S. 131.) Zu den schönsten Aussichtspunkten der inneren Kaschubei gehören die Präsidentenhöhe bei Chmielno mit weiter Fernsicht über die nördlichen Radauneseen, sowie der Blick vom Spitzberge auf den malerischen Markt- flecken Karthaus. Sucht man romantische Größe, so findet man im Babental, südwestlich von Zuckau, am ehesten seine Rechnung. Wer am heiteren Sommer- tage das Babental durchstreift, von der waldigen Höhe herniederschaut auf den reißenden Fluß oder von blumiger Waldwiese hinaufblickt an den steilen Wänden des Ufers, die bei Ruthken eine Eisenbahnbrücke in luftiger Höhe verbindet, wird sicher von diesem lieblichen Grunde ungern scheiden. Ebenso schön, wenn auch ganz anders gestaltet, ist das Radaunetal bei Kahlbude. Hat man den Hang im Osten erklommen, um das friedliche Bild Am Ottomilier See.

3. Heimatkundliches Lesebuch - S. 143

1912 - Danzig : Kasemann
— 14 3 — in der Tiefe von hoher Warte zu überschauen, so tut man gut, in das Tal der Bembernitz hinabzusteigen. Die Bembernitz ist ein Flüßchen, das der Radaune von Westen her zuströmt und bei Kahlbude mündet. Vom Eisenhammer Luisenhof an strömt der Bach in einem waldigen Grunde, der zu dem schönsten gehört, das der innere Teil der Kaschubei an land- schaftlichen Reizen bietet. Schon von der Chaussee nach Berent hat man manch hübschen Blick in die Tiefe; keinesfalls aber versäume man dort, wo die Chaussee in die Czapielkener Lichtung eintritt, den Waldberg zur Rechten zu besteigen. Die Aussicht in den tiefen Bembernitzgrund wird die kleine Mühe reichlich lohnen. Ein Punkt in der nächsten Nähe Danzigs, der dem Wanderer die Eigen- art der Kaschubei am besten vor Augen führt, ist der Ottominer See. Früher war der liebliche Waldsee ein beliebter Ausflugsort der Danziger Bürger, jetzt erblickt man dort nur selten einen städtischen Wanderer. Den schönsten Überblick über die Wasserfläche gewährt ein Berg an dem Wege nach Karczemken, der im Sommer 1898 abgeholzt wurde. Wer den See einmal liebgewonnen hat, wen liebe Erinnerungen an Jugendtage und Jugendfreunde an seine waldigen User fesseln, wird selten einen Sommer vorüberlassen, ohne diese grünen Berge zu besuchen. Die Höhen sind hier schon recht beträchtlich, nordöstlich vom Ottominer See erreichen sie 170 bis 180 w; das sind Werte, wie wir sie sonst in so geringer Entfernung von Danzig nirgends finden. ^ „ „„ Hausfleiß und Volkskunst iu der Kaschubei. Hausfleiß! Einen vertraulichen Wohlklang hat das Wort. Friedliche Bilder füllen unsere Vorstellung. — Ein geräumiges, reinliches Zimmer, die Hausbewohner am flackernden Kaminfeuer. Der Großvater setzt die letzte Kraft an, um die biegsamen Kiefernwurzeln in die rechte Form eines Korbes zu zwängen. Der Hausherr unterweist den lernbegierigen Buben in der sicheren Führung des Schnitzmessers Man hört das gleichmäßige Schnurren des Spinnrades, — überall frohes, fleißiges Schaffen. Ein jedes Familien- mitglied hat eine nützliche Betätigung, die seine Zeit in Anspruch nimmt. — Und die Großmutter, die sich nicht mehr nützlich machen kann, erzählt ein Märchen, das zwar allen Anwesenden bereits bekannt ist, aber sie nicht davon abhält, jede Einzelheit mit dem naiven Ernst eines unschuldigen Ge- mütes zu verfolgen. — Ein Bild des alten Hausfleißes, umweht von dem Hauch der Volkspoesie! — Der Hausfleiß hatte in der Kaschubei eine große Verbreitung. Das wird zugegeben. Wie will man aber die oft primitiven Erzeugnisse mit der Volkskunst in Einklang bringen! Man ist gewohnt, bei dem Worte Volks- kunst an reich geschnitzte Truhen, Schränke, prächtige Stickereien oder etwas ähnliches zu denken. Solche Erzeugnisse wird man bei dem kaschubischen Volksstamm vergeblich suchen, und daraus erklärt es sich, daß man von einer Volkskunst in der Kaschubei noch niemals etwas gehört hat.

4. Heimatkundliches Lesebuch - S. 145

1912 - Danzig : Kasemann
—- 145 — Das kaschubische Volk hat stets eine starke Vorliebe für bunte Farben gezeigt. Die Malerei hat als Volkskunst eine gewisse Bedeutung. Es gab eine Reihe Dorfkünstler, die die Truhen, Schränke, Stühle, Bettgestelle, Teller, Bilder usw. mit bunten Mustern verzierten. In den meisten Fällen sind die Ornamente bereits verwischt, aber soviel läßt sich noch erkennen, daß man sich ein Bild von ihrer Ursprünglichkeit machen kann. Der Hausfleiß des Spinnens und Webens stand in der Kaschubei in sehr hoher Blüte. Und auch bei dem Weben offenbarte sich die Vorliebe des Volkes für leuchtende Farben und buntemuster. Es sind prächtige Stoffe für Bettbezüge, Schürzen, Kleider ge- macht worden. Eine gewisse Berühmt- heit hat der kaschubische Warp erlangt, ein kräftiges Gewebe, bei dem Aufzug und Einschlag aus gesponnener Schaf- wolle sind. In der Färberei wurde der Stoff gewaschen, gewalkt und ge- färbt, für die Männerkleidung ein- farbig blau, für die Frauen rot oder grün mit schwarzen Streublümchen. In jeder Kreisstadt gab es eine Fär- berei, von denen die in Berent, Bütow und Konitz die bedeutendsten gewesen sind und sich bis auf die Gegenwart erhalten haben. Neben der Landwirtschaft betrieb der kaschubische Bauer die Fischerei, da die meisten Dörfer an einem See oder an einem Fluß liegen. Die Netze verschrieb der Fischer sich nicht aus der Fabrik, sondern er strickte sie aus selbstgesponnenem Garn. Männer und Frauen haben darin eine erstaunliche Fertigkeit erlangt. Die Technik entspricht genau der Filetarbeit. Die Zugseile drehten sich die Leute aus Kiefernwurzeln. Sie waren praktischer und namentlich billiger als die heutigen Hanfseile. Ein wirklich bodenständiges Erzeugnis des Hausfleißes waren die Wurzelflechtereien. Es gibt hier weite Strecken von Ödland, die mit kleinen verkümmerten Kiefern, den sog. Kuselnh, dicht bestanden sind. Sie haben zahllose dünne Wurzeln, die sich in dem mageren Erdreich weit hinaus- ziehen. Aus den geschälten Wurzeln werden allerhand Gebrauchsgegen- stände gemacht, als Maße zu Korn, Mehl und Kartoffeln; Behälter zu Pfeffer, Salz, Streichhölzchen, große Kiepen zum Korn, ja sogar Kannen und Feuereimer, die so dicht geflochten sind, daß kein Tropfen Wasser durchdringt. Einen Handelsartikel bilden noch heute die Lischken, eine Art zweiteiliger Spankörbe aus gerissenen Holzleisten, die sich sehr gut als Ver- sandkartons bewähren. ü Das „u" wird kurz gesprochen. Heimatkunde, Ii. Teil. Kaschubischer Fischer. 10

5. Heimatkundliches Lesebuch - S. 148

1912 - Danzig : Kasemann
148 zunutze machen. Es ist daher mit der Einführung der Hamkensfchen Web- stühle ein Versuch gemacht worden. — Ebenfalls blüht in Sanddorf die Wurzelflechterei auf und gibt den Knaben, Burschen und Männern nutzbringende Winterarbeit. Das Material ist noch heute unentgeltlich da. Es ziehen sich dicht hinter dem Dorf einige hundert Hektar Ödland hin, das mit Kuseln bestanden ist. Die Wurzeln werden ausgerissen, geschält und eignen sich ganz vorzüglich zur Ausführung der feinsten Flechtereien. Sie müssen möglichst im frischen Zustande ver- arbeitet werden, sind aber dann so zähe, daß sie zu festen Knoten gebunden werden können. Im Dorfe fand sich noch ein Mann, der die Technik der Wurzelflechtereien in hervorragendem Maße beherrschte und die größeren Schulknaben ausbildete. Anfangs ging es wohl recht mühsam vorwärts, aber kaum waren die ersten Schwierigkeiten überwunden, so zeigte es sich, daß die Lust am Basteln sich von den Alten ans die Jugend vererbt hatte. Die Knaben entwickelten eine große Geschicklichkeit. Wenige Wochen Unter- weisung genügten, und die Kinder konnten selbständig arbeiten Bald fanden aber auch die Väter der Kinder Gefallen an den Flechtarbeiten. Sie ver- suchten sich in der früher geübten Technik, und es ging besser als sie ge- glaubt hatten. Und als der Winter zur Neige ging, da flochten alt und jung. Nun haben die Leute Beschäftigung an den langen Winterabenden und — Verdienst. Die kleinen Hausfleißarbeiten sind ehedem deswegen eingeschlafen, weil die Leute für ihre Erzeugnisse keine Verwendung hatten. Die billige Markt- ware aus Blech, Emaille usw. hat die Hansfleißarbeiten verdrängt. Stellt sich die Absatzmöglichkeit wieder ein, so erwacht auch die Lust am Schaffen. Es ist namentlich in der ersten Zeit notwendig, den Flechtern Anweisung zu neuen und verkaufsfähigen Formen zu geben. Aber später lasse man der Phantasie des Volkes freien Spielraum. Erst dann hat der Arbeiter wirklich Freude an dem Gelingen des Werkes, wenn er selbständig dabei nachgedacht hat. Der Arbeiter muß das werden, was er früher war: in einem gewissen Sinne ein Künstler, der selbständig neue Werte schafft. Denn wenn der Mann aus einem Bündel Wurzeln einen praktischen Gegenstand anfertigt, ihm dabei eine zweckentsprechende äußere Form gibt, so ist das Er- zeugnis ein Kunstwerk. Unsere Künstler, die Möbel, Töpfe usw. entwerfen, - lehnen sich ja auch an bereits gegebene Formen an. Das Landvolk ist an eine Arbeit nach der Schablone nicht gewöhnt. Schon die tägliche Be- schäftigung in Haus und Feld gibt eine mannigfaltige Abwechselung. Überläßt man dem Arbeiter ein selbständiges Schaffen, so legt er in jeden Gegenstand gleichsam ein Stück von seinem Innenleben hinein und hat Freude an dem Gelingen. Bei den Flechtarbeiten läßt sich dies Moment leicht durchführen,' schwieriger ist es bei den Stickereien, da hier das Zeichnen in Frage kommt, wozu nicht jedermann befähigt ist. Aber, wenn sich in früheren Jahrzehnten Zeichentalente unter dem Volke fanden, die sogar selbständige Entwürfe schufen, weshalb sollten auch heute die Arbeiten sich bis zu dem Grade nicht entwickeln lassen, zumal die Schule durch den Zeichenunterricht in hervorragendem Maße zu Hilfe kommt. Der Hausfleiß bringt nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern auch sein moralischer Einfluß ist nicht zu verkennen. Man gehe auf die Dörfer und überzeuge sich selbst, was die hoffnungsvolle Jugend in den Winter-

6. Heimatkundliches Lesebuch - S. 201

1912 - Danzig : Kasemann
201 Zehnten in Staats- und Privatforsten als Wildfutterpflanze anbaut, und die uns jetzt nicht selten an einsamen Waldplätzen durch ihre blaue Blütenpracht überrascht. Neuerdings wird von den „Herren" Imkern eine aus Kalifornien und Arizona stammende Futterpflanze für das Jmmenvolk angebaut, die schön violett blühende Phacelia taüacetifolia. Auffallend ist es, daß die Samen dieser „heißblütigen" Fremden den westpreußischen Winter zu er- tragen scheinen. Ist sie doch schon wiederholt an denselben Plätzen — fern von Verkehrsstraßen — beobachtet worden. Oft sind auch Vögel die Agentien, welche die Verbreitung fremder Pflanzen übernehmen. Der rotfrüchtige Traubenholunder, der in den mittel- und südeuropäischen Gebirgen urwüchsig ist, wird schon seit längerer Zeit in Parks, Anlagen und Gürten gehalten. Seine leuchtenden Beeren sind geradezu dazu angetan, die Vogelwelt zu leckerem Mahle einzuladen. Nicht verwunderlich ist deshalb, daß der Strauch auch vereinzelt in unfern Wäldern als Unterholz erscheint. Ich hoffe, daß meine Plauderei ein wenig Interesse für die zahlreichen Fremdlinge im heimischen Pflanzenkleide wachgerufen hat. Vergessen wir aber dabei nicht jene Arten, die seit jeher unsere Wälder und Haine, unsere Wiesen und Tristen, unsere Dünen und Moore geziert haben. Schützen und schonen wir sie! Hans Preuß. Die Tierwelt Westpreußens. Die heutige Tierbevölkerung unserer Heimatprovinz ist ganz ebenso wie die Oberflächengestaltnng und die Pflanzendecke etwas Gewordenes, auch sie hat einen allmählichen Entwicklungsgang in vielfachen Umgestaltungen durch- gemacht. Was an Tieren in der Vorzeit unsere Breiten belebt haben mag, kann für die Darstellung der allmählichen Gestaltung der heutigen Tierwelt außer Betracht bleiben, es ward verjagt oder begraben durch die südwärts dringenden Gletschermassen der Eiszeit, und eine Geschichte der Tierwelt unserer Tage kann und muß erst anknüpfen an das Zurückweichen der Eis- massen. Erst da begann eine Besiedelung des eisfrei werdenden Landes mit Tieren, die dem Tundrencharakter angepaßt waren: Moschusochse und Rentier, Mammuth und das wollhaarige Nashorn gehören schon ganz der Vergangen- heit an, sie sind ausgestorben oder dem nordwärts weichenden Eisrande ge- folgt. Die kaltgründigen Hochmoore aber, die wir noch hier und da finden, beherbergen namentlich in der Welt der Kleinen noch manchen Vertreter der Fauna jener Tundrenzeit, der sich durch seine heutige hochnordische Haupt- verbreitung als solchen erkennen läßt. Die Herkunft dieser Tiere, die das allmählich eisfrei werdende Land besiedelten, werden wir nur selten in Mittel- europa zu suchen haben, wo immerhin einzelne eingeengt zwischen die Gletscher des Nordens und die der Alpen-Karpathenkette sowie der Mittelgebirge ein kümmerlich Dasein gefristet haben mögen; die weitaus überwiegende Mehrzahl wird aus den flachen Gebieten des Ostens, von keiner hemmenden Gebirgs- schranke aufgehalten, aus Zentralasien und den angrenzenden Gebieten Ruß-

7. Heimatkundliches Lesebuch - S. 231

1912 - Danzig : Kasemann
231 Wenn man gewöhnlich von einem Denkmal spricht, hat man zunächst wohl eins jener äußeren Wahrzeichen im Sinne, welche zur Erinnerung an her- vorragende Ereignisse (Sieges-Denkmal) oder an bedeutende Persönlichkeiten (Goethe-Denkmal) errichtet worden sind. Daneben wird das Wort auch in übertragener Bedeutung gebraucht, z. B. für vorbildliche Werke der Wissen- schaft, Literatur, Tonkunst und dergleichen mehr. Besonders ist für die aus vergangenen Zeiten stammenden Baureste und Kunstgegenstände, welche für die Geschichte, Technik oder bildende Kunst von Wert sind, die Bezeichnung „Bau- und Kunstdenkmäler" schon lange ein feststehender Begriff. Weiter hat man denselben in das Gebiet der Vorgeschichte übernommen, und man versteht unter prähistorischen Denkmälern bemerkenswerte Anlagen der Vor- zeit wie Pfahlbauten, Burgwälle, Grabhügel und Gegenstände der Klein- kunst (Urnen, Wirtschaftsgefäße usw.), Werkzeuge und Waffen von Knochen, Stein und Metall. Alle diese Denkmäler haben das eine gemein, daß sie etwas Künstliches,, erst von des Menschen Hand und Geist Erschaffenes darstellen; indessen hat sich schon früher die Auffassung geltend gemacht, daß auch die umgebende Natur entscheidend bei der Beurteilung eines Gegenstandes als Denkmal mitzuwirken vermag. Aber die Natur hat nicht nur einen Anteil an Denk- mälern der Kunst, vielmehr weist sie in ihren Schöpfungen selbst auch Denkmäler auf. Wie der in vollkommener Weise bearbeitete Steinobelisk ein Denkmal aus historischer Zeit, und wie der von Menschenhand einst zum Gedächtnis eines Verstorbenen errichtete rohe Felsblock ein prähistorisches Denkmal ist, so bildet der in einem früheren Entwickelungsstadium der Erde durch Naturkräfte aus der Ferne ins Flachland gelangte erratische Block an sich ein Denkmal der Natur. Oder, wie der künstlich aufgeschüttete.burg- wall und der Grabhügel einer entlegenen Kulturzeit vorgeschichtliche Denk- mäler sind, bilden die ohne Zutun des Menschen entstandenen, in Aufbau, Form und Größe ausgezeichneten Berge und Gebirge Denkmäler der Natur. Auch die ganze natürliche Landschaft mit ihrer Bodengestaltung, mit ihren Wasserläufen und Seen, mit den ihr eigenen Pflanzen- und Tiergemein- schaften, sowie einzelne seltene Arten und Individuen der ursprünglichen Flora und Fauna können Naturdenkmäler vorstellen. Obschon hiernach eigentlich nur jungfräuliche Gelände, sowie Pflanzen und Tiere, die ohne Mitwirkung des Menschen an ihren Standort gelangten, als Naturdenk- mäler angesehen werden sollen, wird der Begriff hier und dort etwas erweitert werden müssen, da völlig unberührte Landschaften, bei uns wie in anderen Kulturstaaten, kaum uoch bestehen. So braucht z. B. eine an sich hervorragende Landschaft, wenn sie eine verlassene Halde oder Wohnstätte aufweist, deshalb nicht aus der Liste der Naturdenkmäler gestrichen zu werden; ebenso kann ein bemerkenswerter Wald, der aus einem künstlich abgetriebenen Bestand lediglich durch Ausschlag oder Anflug hervorging, sehr wohl noch als Denkmal der Natur bezeichnet werden. Hingegen würden gepflanzte Bäume, wie viele Dorflinden, Alleebäume und ganze Parkanlagen — so interessant sie auch sein mögen — nicht in den engeren Rahmen der Naturdenkmäler gehören. Bei der Abschätzung einer Lebensgemeinschaft oder eines einzelnen Naturkörpers als Naturdenkmal sind auch die örtlichen Ver- hältnisse wohl zu berücksichtigen. Ein durch Eigenart ausgezeichneter ur- wüchsiger Waldteil oder die noch lebenden Überreste einer schwindenden

8. Heimatkundliches Lesebuch - S. 241

1912 - Danzig : Kasemann
V — 241 — gaben erwuchsen dem Kirchenbau durch die Begründung der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses; ihre Gotteshäuser, aus der Zeit von etwa 1650 bis 1720, haben den reichsten Schmuck kunstvoller Fachwerks- verbünde. Ein Gegenstück hierzu sind die ganz aus Holzbohlen errichteten Kirchen, aus sogenanntem Schurzwerk, die billigste Bauweise, aber für arme Wald- gebiete die naturgemäße; sie zeitigt uns bodenständige Schöpfungen, deren eigener Stil von allen anderen Dorfkirchen stark abweicht. Was man hier sieht, ist wirklich Volks- kunst, und für die heimische Kulturgeschichte steckt in diesen Aschenbrödeln der Neuzeit ein überreiches Quellenmaterial. Für den Wanderer sind schon von fernher die Kirch- türme das Merkmal des Dorfes, der Wegweiser zum Ziele, so, wie sie für die Gemeinde ein Wegweiser zur himmlischen Hei- mat sein sollen. Von hier ertönt der Glockenklang, der das Gemüt so wunderbar ergreift und in tausend Volkssagen gefeiert wird. Drum gilt der Turm als Wahr- zeichen, das man ungern ent- behrte. Es war schon vorhin der massiven Turmbauten der Strasburger Gegend und Po- mesaniens gedacht. Oft aber fehlt das Geld zum Massivbau, und ein Holzgerüst ist wegen seiner Elastizität für die Stand- sicherheit, wie für die Reinheit des Klanges vorzuziehen: so kamen die alten Baumeister von selbst zu dem hölzernen Glocken- turm auf niedrigem, massivem Unterbau; eine zierlich vorgekragte Glocken- laube und ein hoher Helm krönen den Aufbau: wieder mit billigen Mitteln etwas Schönes und Sachgemäßes! Auch in Schlesien, Pommern und Mecklenburg ist diese Bauart nicht fremd, aber es scheint doch, als ob sie im Ordenslande, in Ost- und West- preußen, am häufigsten war und hier am schönsten ausgebildet wurde. Gr. Montau, Kunzendorf, Fischau im Marienburger-, Stüblau und Trutenau im Danziger Werder, oder Lesno in der Kassubei seien als Haupt- beispiele genannt. Kleiner, zierlicher, aber doch voller Anmut sind die mit wälschen Hauben gedeckten Türmchen der Holzkirchen, die malerisch wirksam aus den Laub- kronen uralter Kirchenlinden hervorlugen. Kirche zu Rosenthal, Kreis Löbau, Schurzholzbau von 1761—63. 16*

9. Heimatkundliches Lesebuch - S. 310

1912 - Danzig : Kasemann
310 von Anfang an überraschend gut. Die Schule war stets voll besetzt, so daß bereits der Gedanke ihrer Vergrößerung erwogen wird. Unter den Maiden hat allezeit ein frischer, fröhlicher Ton geherrscht; das Verhältnis zwischen Lehrerinnen und Schülerinnen war herzlich und ungetrübt. Die am Schlüsse der Kurse im Beisein eines Königlichen Provinzialschulrats abgehaltenen Prüfungen haben den Beweis erbracht, daß mit Lust und Liebe gearbeitet und das Ziel der Schule erreicht wird. Mögen auch diese Zeilen dazu dienen, dem lieben Scherpingen neue Schülerinnen und Gönner zu gewinnen. Frau v°n J-g°w. Die Westpreußische Landschaft. Die Westpreußische Landschaft ist eine Kreditanstalt; was bedeutet das? Alle Grundstücke sind in den gerichtlichen Grundbüchern verzeichnet. Grundstücke können für Schulden verpfändet werden; die Verpfändung wird im Grundbuch vermerkt; eine im Grundbuche vermerkte Schuld heißt Hypothek; der Hypothekengläubiger hat das Recht, das Grundstück gerichtlich versteigern zu lassen, wenn der Schuldner seine Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllt; mehrere Gläubiger werden mit dem bei der Versteigerung erzielten Preise in der Reihenfolge befriedigt, in der ihre Forderungen im Grundbuche ver- merkt stehn. Der Grundbesitz ist meist mit Hypotheken belastet — ver- schuldet. Die Verschuldung ist kein Unglück; im Gegenteil; daß sie möglich ist, gereicht dem Besitzer zum Segen. Selbstverständlich soll man nicht leicht- sinnig und zu törichten Zwecken sein Grundstück verschulden; aber ange- nommen, es besitzt jemand ein schuldenfreies Gut zum Wert von 200 000 Mk. das 5 Prozent, also 10 000 Mk. Ertrag bringt, dieser läßt sich aber durch Aufwendung von 20 000 Mk. für Verbesserungen aus 6 Prozent steigern, so handelt der Besitzer vernünftig, wenn er ein mit 4 Prozent verzinsliches Hypothekendarlehn aufnimmt, denn er gewinnt jährlich (2000 — 800) 1200 Mk. Oben jemand, der außer dem nötigen Betriebskapital 200 000 Mk. besitzt, will ein Gut kaufen; er hat die Wahl zwischen einem schuldenfreien für 2oo Ooo Mk. und einem mit 4oo 000 Mk. zu 4 Prozent verzinslich be- lasteten für 600 000 Mk.; angenommen, daß beide Güter einen Ertrag von 5 Prozent abwerfen, so wird der Kauf des verschuldeten Gutes vorteilhafter sein, als der des schuldenfreien, denn dieses bringt nur 10 000 Mk., jenes aber nach Abzug der Schuldenzinsen (30 000 — 16 000) 14 000 Mk. Ertrag. Oft ist die Belastung eines Grundstücks mit Schulden gar nicht zu um- gehn; ein unteilbares Grundstück — und die meisten Grundstücke sind schwer teilbar wegen der Gebäude — vererbt sich auf mehrere Geschwister; da bleibt, wenn es nicht verkauft werden soll, nichts übrig, als daß der Über- nehmer die Erbteile der Geschwister als Schulden auf das Grundstück im Grundbuch eintragen läßt. So ist begreiflich, daß die meisten Grundstücke verschuldet sind. Die Verschuldung ist nun aber leicht mit Übelstünden verknüpft; der Gläubiger kann die Schuld kündigen; dann muß ein anderer Kapitalist ge-

10. Heimatkundliches Lesebuch - S. 387

1912 - Danzig : Kasemann
— 387 - Marienwerder. Zweckdienlich und schön ist jeder Raum gestaltet, und zwanglos kommt seine Bedeutung nach außen zum Ausdruck. Dennoch ist alles, wie des Ordens Glieder selbst, streng geeint in eine große gesetzmäßige Erscheinung: jenes Banviereck, welches wie eine Bergschroffe weithin die Landschaft be- herrscht. Gespannt von dieser Eigenart hat man darin wohl den Geist wuchtiger, straffer friederizianischer Staatskunst verkörpert sehen wollen, Welcher den Orden und seine Meister in der Schule des großen Hohen- staufen erfaßte. Solch hohes Komturschloß, mit mehrfachen Terrassen, Mauern und Gräben umgeben und mit den erdenklichsten Mitteln gesichert, war füglich uneinnehmbar. Die Festigkeit gelang aber nur dadurch, daß außer Besatzung und Vorräten aller Wirtschaftsballast daraus ferngehalten und in Vorburgen abgeschoben war. Das aber waren Dinge von beträchtlichem Umfang; denn eine Ordenskomturei war darauf angewiesen, den Unterhalt aus eigenem Natural- und Handelsbetrieb zu beschaffen: die Erzeugnisse aus Feld und Wald, Rosse und Schlachtvieh, die Barmittel für Beschaffung der Bauten, für Haus- und Küchengerät. Dazu gehörten Stallungen, Speicher, Scheunen, Werkstätten, Mühlbetrieb und Wohnungen für Gesinde, Handwerker und Amtleute aller Art. Die Vorburgen dehnten sich deshalb gewaltig aus, waren oft zwei- oder dreigestaltig und selbständig befestigt, immer aber von
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